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 Satun   

15-04-2007 (Benno) 

Nachdem, oder vielmehr noch während Senta mit dem Flugzeug von Phuket zurück in die Schweiz flog, floh ich mit Fahrrad von ebenda auf das thailändische Festland nach Phang Nga. Um 7 Uhr in der früh wurde ich allerdings in Patong bereits aufgehalten. Die Strasse war gesperrt, viele Leute standen rum, und die Stimme aus einem Lautsprecher ist zu hören. Plötzlich ein Knall und schon rennen sie alle über die Strasse auf den Strand. Die Teilnehmer vom Adventure Race Thailand Championship 2007 sind gestartet.

Als ich mich ein wenig später einen weiteren der vielen Hügel zwischen den vielen Stränden Phukets hochkämpfe, nähern sich zwei Radler von hinten, ohne Gepäck. Der vordere, mit dem ich mich eine Weile unterhalte, empfiehlt mir, ganz im Westen Thailands die Küste runterzufahren, und den Südosten zu meiden, wegen den Unruhen. Ich nahm diesen Hinweis gerne zur Kenntnis, hatte aber noch nicht entschieden, welche Route ich nehmen würde.

Auf dem Weg nach Phang Nga mache ich noch einen Abstecher zu einem Wasserfall, wo ich mir ein erfrischendes Bad gönne und von einer Gruppe Thais ein Glas Whisky, das ich dankend ablehne, und später ein Glas Cola angeboten bekomme. Phang Nga selbst ist nichts besonderes, aber es ist vergleichsweise günstig, hat nette steile Felsen die überall aufragen, und es gäbe die Möglichkeit, von dort die James Bond Insel zu besuchen. Ich bleibe einen Tag, um an den Seiten für die Aktion "Human Power for Solar Power" zu arbeiten.

Tags darauf geht es weiter durch die spannende Felslandschaft und an schwimmenden Dörfern vorbei nach Krabi. Als ich ankomme setze ich mich erst mal am Fluss an den Schatten. Da kommt ein Mann von der Sorte Tourist und spricht mich an. Auch er empfiehlt mir, den Südosten zu meiden. Ich mache mir zwar keine Sorgen, Touristen waren bei den Unruhen im Südosten Thailands nie betroffen und Balutschistan habe ich auch überlebt. Dort musste ich allerdings durch, hier gibt es Alternativen, also werde ich mich westlich halten. Auf einer Detailkarte der Provinz Trang und Satun, welche ich mir in Krabi kaufte, um bei den vielen Wasserfall- und Höhlenwegweiser abschätzen zu können, wo sich ein Abstecher lohnen könnte, entdeckte ich aber auch noch einen weiteren Grenzübergang bei Satun, der weder auf meiner Strassenkarte von Thailand noch der von Malaysia eingezeichnet ist. Klein aber fein, und ganz im Westen, und kurz davor führt die Strasse erst noch beim Thale Ban Nationalpark vorbei. Diesen Übergang beschloss ich also zu nehmen.

Zuerst aber verbrachte ich auch in Krabi nochmals einen - zugegeben gemütlichen - Tag mit Programmieren, bevor ich mich nach Trang aufmachte. Dort besuchte ich als erstes gleich den Bahnhof um mir für den nächsten Tag eine Fahrkarte nach Bangkok zu kaufen (siehe Blogeintrag "Bangkok"). Das Fahrrad und das meiste Gepäck liess ich während meines Ausfluges im Hotelzimmer in Trang stehen.

Nach meinem Ausflug nach Bangkok kam ich wieder so nach Trang zurück, wie ich es verlassen hatte, im 3. Klasse-Wagon, diesmal allerdings mit 20 Minuten Verspätung. Obwohl ich am morgen früh ankam, versuchte ich gar nicht erst noch gleichentags weiterzuradeln. Stattdessen übersetzte ich noch meine Aktion in französisch, englisch und esperanto um sie endlich lancieren zu können. Die Idee dazu hatte ich schon seit Kalkutta mit mir getragen.

Als ich dann Trang verlasse, wird mir bewusst, dass ich nun Thailand wirklich erreicht habe. Auch hier rufen die Kinder von überall "Hello!", aus den Häusern, von den Motorräder, und die Eltern lächeln mir zu. Gutgelaunt erwidere ich die Grüsse und winke den Leuten zu. Nachdem ich zuerst von einem Wasserfall und dann von einem Wolkenbruch (siehe "Wasserfall(e)") aufgehalten wurde, erreiche ich Langu. Bei einbrechender Dunkelheit finde ich einen Bungalow. Hier bin ich mittlerweile so sehr in Thailand angekommen, dass die Bungalowbetreiber es nicht einmal mehr als nötig empfinden, sich in lateinischen Buchstaben anzuschreiben.

Tags darauf soll es wieder gemütlich werden, ich will nur bis Satun, zuvor aber ohne Gepäck noch den Strand von Pak Bara, was unweit von Langu liegt, inspizieren. Um 10 Uhr mache ich mich auf den Weg, und kurz darauf kommt mir auch schon ein Radfahrer entgegen. Ein Holländer, der in Neuseeland, Australien, und nun von Singapur hierhergeradelt ist. Wir tauschen ein wenig unsere Erfahrungen, und dann auch noch meinen Thailand Reiseführer gegen seine Malaysiakarte aus.

Auf dem weiteren Weg verleitet mich ein Wirt dazu, statt zuerst nach Satun, direkt an die Grenze zu radeln. In Thale Ban bei der Grenze gäbe es Bungalows, wo ich übernachten könne. Damit würde ich mir den Abstecher von 14 km ersparen. Zuerst fand ich dies eine gute Idee, und bog in La Chung links statt rechts ab. 10km vor der Grenze fand ich aber zuerst den Ton Pliu Wasserfall nicht, beziehungsweise die Zufahrtsstrasse wurde so schlecht und die Bewölkung so zunehmend, dass ich beschloss umzudrehen. Ich merkte dann auch, dass ich eigentlich doch nach Satun wollte, auch wenn es nicht am Weg liegt. Ich drehte also um und beschloss, die 28km nach Satun zurückzuradeln. Es dauerte aber keine halbe Stunde, bis ich mich vom Wasser, dass nun plötzlich sintflutartig vom Himmel fiel, unter ein Dach retten musste.

Satun hat nicht wirklich viel zu bieten. Aber es war nochmals eine Stadt in Thailand. Grenzübergänge haben für mich immer etwas sehr Emotionales an sich. Da muss der Moment einfach stimmen. Mein Aufenthalt in Thailand war kurz, gerne hätte ich mehr gesehen. Ich wollte also nicht über die Grenze hasten, sondern mir diesen Übergang für den nächsten Tag reservieren.

 Phuket   

26-03-2007 (Benno) 

Zurück in der Schweiz ???

In Phuket anzukommen nach 2 Monate Radeln in Indien ist irgendwie seltsam. Da steigt man in den Andamanen auf eine grosse Motorsegelyacht, die Minico, um vier Tage spaeter von ebenda in Phuket wieder auszusteigen, und alles ist anders. Dass die saeuberlich gepflegte, ja schon fast sterile Royal Phuket Marina, wo wir die Minico festgemacht hatten, nicht asiatischen Verhaeltnissen entspricht, das war anzunehmen. Aber so eine Marina gehörte ohnehin irgendwie noch zum Leben auf dem Schiff, und dies wiederum ist eine Welt für sich, selbst wenn man einen europäischen Hafen verlässt. Und diese Welt war mir nicht ganz unvertraut. Also war auch die Marina - sagen wir mal - nichts besonderes.

Senta, meine Schwester, die mich hier spontan besuchen kam und mich bereits in der Marina erwartete, hatte mir aber versprochen, dass es ausserhalb des Hafens schon etwas anders aussieht. Ich war also gespannt, auf das Thailand, das mich erwarten wuerde. Als ich mich dann tatsächlich auf der Hauptstrasse befand, wo ich wieder so etwas wie asiatisches Leben erwartet hatte, war ich zuerst einmal enttäuscht. Auf der vierspurigen Fahrbahn braust ein schicker, glaenzender Geländewagen - der noch nie im Gelände war - nach dem anderen - der ebenfalls noch nie im Gelände war - an mir vorbei. Leer könnte man meinen, zumindest sieht man nichts und niemanden hinter den schwarz getönten Scheiben, die genau deshalb schwarz getönt sind, damit man nichts und niemanden sieht. Und auf den 30 km Strasse bis zum Strand von Kata Noi, im Süden der Insel, wo ich mit Senta wieder abgemacht hatte, wird nicht ein einziges mal gehupt. Lastwagen und Busse, welche in Indien neben den Fussgaengern, Rikscha- und Radfahrer das Strassenbild dominieren, sind auf der Bypassroad von Phuket Town selten, unbemalt und auch ohne kunstvolles "Blow Horn" oder "Horn please" hinten draufgepinselt. Hallo Thailand, wo bleibt denn die Musik? Auch die Strassen sind sauber. Als ich unter ein paar Büschen doch noch eine Sammlung von Plastikbeutel, Petflaschen und anderen Abfall liegen sehe, bin ich erleichtert. Es gibt Schmutz, es gibt Abfall, also muss es hier doch auch Menschen geben! Wie schön! Ich hatte schon befürchtet, die Geländefahrzeuge sind ferngesteuert, und dass auf den Motorräder, beziehungsweise unter deren Helmen irgendwelche Roboter sitzen. Aber wo sind diese Menschen denn alle? Es gibt keine Fussgänger, keine Rikschas und keine Radfahrer. Nichts!

Plötzlich sitzt doch noch ein Thai-Junge ohne Helm hinten auf einem Motorrad. Er dreht den Kopf, ich laechle, er lächelt zurueck. Hallo Mensch!... Danke!... denke ich und winke. Etwas spaeter steht ein Mann mit Velohelm, Radfahrerleibchen und einem Mountainbike am Strassenrand. Begeistert winke ich auch ihm zu. Der erste Radfahrer in Thailand und der erste Velohelm, den ich seit Europa sehe (mit Ausnahme des Helms von Mohammad, der - im Gegensatz zu mir - vorbildlicherweise mit Helm um die Welt radelt).

Es ist seltsam, nachdem ich in Indien gelernt hatte, das Rufen, Schreien und Hupen der Inder zu ignorieren, radelte ich quer durch die Insel Phuket und wartete verzweifelt auf Rufe, Schreie oder nur ein kleines Hupen, um zu sagen, dass ich gesehen wurde. Aber nein, nichts. Und mit Erstaunen merke ich, wie ich all die Dinge, die ich in Indien zu hassen begonnen hatte, hier plötzlich irgendwie vermisse. Die aufdringlich schreienden Leute, das penetrante Hupen, der Lärm, das Verkehrschaos, anstandslose und spuckende Männer, die Abfallbergen, der Schmutz,...

Ich komme mir vor, als radle ich durch die Schweiz und bin froh, nach knapp zwei Stunden in Kata Noi anzukommen. In Kata Noi hat es nicht nur einen schönen und relativ ruhigen Strand, mit vielen zumeist leeren Liegestühlen. Die Touristen-Saison neigt sich dem Ende zu, und das ist gut so. Es hat auch Restaurants, die dann erstaunlicherweise doch noch praktisch voll sind. Allerdings ausnahmslos weisse Gesichter sitzen an den Tischen, wovon manch eines schweizerdeutsch spricht, genauso wie der Junge neben mir im Internetcafe. Wo sind wir denn eigentlich? In Basel oder in Zürich, vielleicht in Bern?

Nein, wir sind in Phuket, mitten in Asien, und doch irgendwie zurück in der Schweiz. Zuerst moechte ich es nicht wahrhaben, doch schon am zweiten Tag resigniere ich und esse ein Wienerli mit Kartoffelsalat im Restaurant Helvetia, der schmackhaften Thaiküche zum Trotz. Aber warum auch nicht? Ich gönne mir eben diesen unerwarteten Urlaub in der Schweiz auf Phuket, wo für die einen, die aus der Schweiz angereist kommen, alles sehr billig ist, für mich dagegen, der aus Indien kommt, plötzlich alles schier unbezahlbar teuer.

 Port Blair   

19-03-2007 (Benno) 

In Kalkutta (Kolkata) angekommen, stellte ich zuerst einmal mit Bedauern fest, dass ich den Kolkata Marathon gerade verpasst habe. Er hatte am vormittag stattgefunden, die Plakaten hingen noch in den Strassen. Um so bedauerlicher, als ich in Jaipur ein Paar Laufschuhe gekauft hatte, um mein Lauftraining wieder aufzunehmen. Denn wenn man sein Leben zu einem grossen Teil in einem Sattel verbringt, bekommt man irgendwie muede Beine und Gelenke. Da musste ich etwas dagegen tun. Oft kam ich allerdings dann doch nicht zum trainieren, denn irgendwie ist es doch ein sehr seltsames Gefuehl, in einem Land einfach so zu joggen, wo man entweder beruflich zu Fuss unterwegs ist, oder faul in einem Teehaus rumsitzt.

Tags darauf machte ich mich ins Buero der Shipping Corporation of India auf, um herauszufinden, dass das erste Schiff Richtung Port Blair erst in elf Tagen abfahren wuerde, Fahrscheine kriegt man in acht Tagen. Na gut, bleibt mir also nichts uebrig als zu warten. Auch gut, da laesst sich vielleicht noch das eine oder andere Visum organisieren. Das Thai-Konsulat bestaetigt mir am Telefon einmal mehr, dass ich kein Visum brauche, wenn ich hoechstens fuer 30 Tage einreisen moechte, auch wenn ich mit dem Schiff komme.

Ich will aber trotzdem ein Visum, denn ich will privat mit einem Segelschiff von Port Blair nach Phuket segeln. Und ich konnte nicht davon ausgehen, dass ein durchschnittlicher Skipper die Einreisebedingungen fuer Schweizer in Thailand kennt. Ich gehe also am naechsten morgen auf das Thai-Konsulat in Kolkata, und schon 24 Stunden spaeter habe ich ein 3-Monate Visum im Pass.

Nachdem ich nochmals einen Blick auf die Indienkarte geworfen hatte, merkte ich, dass ich gar noch nicht am Ende der Strasse angekommen bin. Bis zum indischen Ozean sind es nochmals rund 130km. Dort soll es einen Tempel geben, genauer in Gangasagar auf der Insel Sagar, und einen schoenen Strand in Bakkhali. Da ich ohnehin noch sechs Tage warten muss, bis ich meine Schiffsfahrkarte kaufen kann, beschloss ich kurzfristig, noch bis ans Ende der Strasse am indischen Ozean zu fahren. Insgeheim hoffte ich auch, zum Beispiel in Diamond Harbour, ein Ort 50km weiter von Kolkata, einen verirrten Segler zu finden, der mich vielleicht schon von hier mit nach Thailand nehmen koennte. Am naechsten morgen packte ich also meine sieben Taschen, und machte mich um sieben Uhr frueh auf den Weg. Ich habe noch nicht mal die Hotelstrasse verlassen, da werde ich auch schon wieder angehalten. Von Anthony, ein aelterer Herr aus England, der mit seinem Fahrrad von Mumbai (Bombay) nach Kolkata geradelt ist. Ich erklaere ihm wo ich hingehe, und mache mich dann auch bald auf den Weg.

In Diamond Harbour erfreut mich seit langem wieder einmal der Anblick von ein paar Segelboote. Es waren Transportkaehne, die bei dem schwachen Wind auf dem Ganges vor sich hintuempelten. Ich fand dann auch noch den Fischerhafen, aber von einer seetuechtigen Yacht war weit und breit keine Spur, und ehrlich gesagt auch keine Infrastruktur. Ich beschloss also, mich nicht lange aufzuhalten und weiterzuradeln.

Kurz vor Kakdwip biege ich ab, um zur Personenfaehre zur Insel Sagar zu gelangen. Als ich ankomme, legt sie gerade ab, die naechste faehrt in einer guten Stunde. Mittagspause. Auf der Insel Sagar gibt es eine Hauptstrasse, die 30km lang ist, und die Insel laengs durchquert. Verkehr gibt es praktisch keine, da mit den Faehrverbindungen nur Zweiraeder transportiert werden koennen. Zwei drei Lastwagen, die rumstehen, und etwa ebensoviele Busse, die etwas fleissiger sind, und hunderte von Fahrradrikschas. Mir gefaellt die Insel.

In Gangasagar wird es schon bald dunkel. Ich will in die Jugendherberge. Sie sieht ziemlich leer aus, angeschrieben ist auch nichts. "Government" sagt der Pfoertner. Ich haette wohl reservieren muessen. Ein Hotel finde ich auch nicht, aber weil Mitte Januar jeweils tausende von Hindus hierhinpilgern, gibt es ein grosses Gelaende vor dem Strand, wo ich mein Zelt aufstelle.

Unweit von meinem Zelt stehen drei Windturbinen, die muede auf guten Wind warten. Im Mondlicht bereite ich mir ein Abendessen zu, und gehe danach im indischen Ozean schwimmen, um mir den Schweiss des Tages abzuwaschen. Erst am naechsten Morgen sehe ich, wie schmutzig das Wasser hier neben der Gangesmuendung ist.

Ich packe meine Sachen wieder zusammen, um nach Bakkhali zu reisen. Hier gibt es wirklich nichts zu tun. Auf dem Rueckweg mache ich aber noch einen Abstecher zu einem Leuchtturm. Es gibt hier nichts zu tun, und doch mag ich diesen Ort sehr. Die Insel Sagar ist ein wahrlicher Ort der Nachhaltigkeit. Der Transport wird mehrheitlich mit Muskelkraft erledigt, und die Leute leben sehr einfach, ohne grossen Energieverbrauch. Aber statt Dieselgeneratoren hat es auf vielen Strohdaechern der Lehmhuetten Photovoltaikzellen um abends die Gluebirnen zu betreiben. Auch die Strassenlampen sind mit Photovoltaikzellen bestueckt. Da ist vermutlich irgend ein europaeischer Sponsor dahinter.

Statt die 30km zurueckzuradeln, suche ich mir schon in einem Dorf nach 10km ein Boot, welches mich zurueck zum Festland bringt, nach Namkhana. Kaum halte ich an, bin ich von Dutzenden von Maennern umringt, die mein Fahrrad bestaunen. Um 10 faehrt ein Boot, wird mir gesagt, ich schaue auf die Uhr, es ist 10 Uhr. Sorry, ich muss gehen, und so mache ich mich aus der Menge davon. Ueber einen schmalen Steg schiebe ich mein Fahrrad, das auf einem Transportboot entgegengenommen und an Deck festgebunden wird.

Nach einer Stunde kommen wir in Namkhana an. Aber die Mole ist belegt, wir legen also neben einem Schiff an. Ein Inder haette mir zwar mein Fahrrad mitsamt Gepaeck ruebergetragen, aber ich traute dem ganzen nicht, demontierte die Taschen und mache mich damit an Land. Als ich mich umdrehe steht auch schon mein Fahrrad da.

Namkhana liegt an einem kleinen Seitenarm des Ganges. Das Transportboot hat aber auf der falschen Seite angelegt, um weiter nach Bakkhali zu fahren. Ich muss also gleich nochmals mit einem Boot uebersetzen. Diesmal sind es allerdings nur etwa 100m, so dass mich eine der vielen Ruderfaehren mitnimmt.

In Bakkhali endet die Strasse am Strand. Ende, Schluss, hier ist der indische Ozean, und es gibt keine Bruecke nach Thailand. Dafuer gibt es hier viele Hotels. Aber am Tag darauf ist Holi, ein Feiertag, ich habe also Pech, die meisten Hotels sind voll, oder unverschaemt teuer. Trotzdem finde ich in einem Hotel noch ein Hinterzimmer, das mir angeboten wird, und das ich dann auch gern akzeptiere. Zwar ohne Moskitonetze und nicht sonderlich sauber. Ich stelle mein Zelt aufs Doppelbett. Geht auch so.

Nach einem Tag ausruhen und spazieren am Strand mache ich mich wieder auf den Weg zurueck nach Kolkata und ergattere mir zwei Tage spaeter einen Fahrschein fuer die MV Harsha Vardhana. Um halb ein Uhr bin ich schon beim Gate zum Dock, etwa 50 Inder warten auch schon da. Kurz nach ein Uhr lassen sie uns rein, damit wir nicht vor dem Tor in der Sonne, sondern im Schatten der Wartehalle vor dem Schiff warten koennen.

Um 16 Uhr kommt Bewegung in die vielen wartenenden Passagiere, etwa 700 Inder und 7 Auslaender. Sie stehen alle an, um einen Stempel auf den Fahrschein zu bekommen. Irgendwann stehen dann auch wir an, muessen an einem Pult hinter Stellwaenden vorbei und kriegen den Stempel der Hafengesundheitsbehoerden: "examined & passed" (untersucht & bestanden). Das war also die medizinische Untersuchung.
Mit der Sicherheit nehmen sie es etwas ernster. In der Mitte der Halle wurde ein Gepaeckdurchleuchtungsgeraet aufgestellt, wie man sie auf den Flughaefen sieht, von dort ist der Weg zur Rampe aufs Schiff abgesperrt. Ich stelle mich schon drauf ein, dass ich mein Gepaeck demontieren und scannen lassen muss. Waere ja nicht so schlimm, aber ich habe eine Benzinflasche dabei, die mit Sicherheit entdeckt werden wuerde und Probleme machen koennte. Ist naemlich verboten. Ich stelle mich also mit dem Fahrrad an, und als ich zu dem Roentgending komme, schaue ich zuerst mal etwas ratlos und abwartend drein. Der Beamte sieht ein, dass mein Fahrrad da nicht durchpasst, und winkt mich neben durch. Auch gut. Ich muss dann aber noch eine Gebuehr fuer mein Fahrrad bezahlen und schiebe es die steile Rampe hoch. Geschafft!

Wir bleiben aber noch eine Weile im Hafen. Das Schiff wird um 23h59 ablegen, hiess es irgendwo. Und ein Mannschaftsmitglied erklaert mir, dass wir 3km vor Kolkata vor Anker gehen. Fuer die Kabinenklasse - ich hatte mir die billigste Kabine geleistet - gab es heute aber kein Abendessen. Ich kaufe mir ein Coupon fuer ein vegetarisches Menu in der Kantine der Schlafsaalklasse (Bunk class), und hole mir das Essen bei der Theke. Weil ich vegetarisch esse, kriege ich keine Eier. Na gut, wenn ich das gewusst haette... Ob sie aber einen Loeffel haben. Nein, das gibt es nur in der Kabinenklasse, meinte die Bedienung. Ich habe keine Lust, zur Sensation des Auslaenders der mit den Finger isst zu werden, und nehme mein Tablett in die Kabine, wo ich meinen Loeffel auspacke. Einem israelischen Reisenden, der Bunk Class geloest hatte, und damit kein Recht im Kabinenklassenrestaurant zu essen, lasse ich am naechsten Tag von eben dort einen Loeffel mitlaufen.

Ich beschliesse, nicht zu warten, bis wir ablegen, wenn wir ohnehin vor dem Hafen vor Anker gehen. Um drei Uhr erwache ich, und sehe, dass wir nun auf der andern Seite angelegt haben. Ich gehe raus an Deck, um zu schauen, wie wir aus einer Schleuse gezogen werden, und langsam Fahrt aufnehmen, stromaufwaerts richtung indischer Ozean. Nach 4km und einer knappen halben Stunde ist Schluss, wir gehen vor Anker und warten, bis die Flut genuegend hoch steht. Ich lege mich wieder hin.

Um halb sieben kommt jemand in unsere Kabine, die ich mit 3 Inder teile und serviert uns Tee. Ist ja nett, aber... na gut, ist wohl Zeit um aufzustehen. Das Schiff bewegt sich immer noch nicht, das Meer fliesst immer noch Richtung Kolkata. Vor uns stehen zwei Frachtschiffe, hinter uns noch eines. Um elf Uhr vormittags, wir sind nun bereits seit 18 Stunden auf dem Schiff, geht es endlich los, zuerst die 130km Richtung Meer. Der Ganges ist zuweilen ziemlich schmal, Kinder schreien uns vom Ufer her zu. Dieses Geschrei ist fuer mich nichts Neues, aber ich weiss, dass ich es diesmal nicht persoenlich nehmen muss. Indien, beziehungsweise die Inder, darf man wohl ohnehin nicht zu persoenlich nehmen...

Viele Ziegeleien hat es am Ufer. Der Hugli, wie der Arm des Ganges hier heisst, ist eigentlich ein praktisches Transportmedium. Je nach Gezeit fliesst er einmal so, dann wieder in die andere Richtung. Wenn man den Zeitpunkt richtig waehlt, kann man ohne viel Energie zu verwenden sowohl in die eine, wie auch in die andere Richtung fahren.

Um 18Uhr erreichen wir den indischen Ozean und halten gemaess meinem GPS praezise Kurs auf Carnamah fuer zwei Tage. Die Fahrt ist nicht sehr schnell, auch auf hoher See schaffen wir es nicht ueber 13 Knoten, etwa 23 kmh. Soll mir recht sein, das ist Fahrradtempo bei Rueckenwind. Schneller waere ja sowieso zu schnell...

Zweieinhalb Tage, eine Seeschildkroete, ein paar fliegende Fische und springende Delfine spaeter sind wir in Port Blair auf den Andamanen.

 Kolkata   

25-02-2007 (Benno) 

Pünktlich zum Morgestraich - wer het das dänggt -
het's mer bis uf Kalkutta glenggt.
D'stroos isch do fertig, s'goot nümme wiiter,
i mues uf ds'schiff. Aber s'dunggt mi gschiiter

als go z'schtürme mit de chinese
für e sonderbewilligung gäge sonderspese.
Und am schluss heisst's denn glich, i müess jetzt uf ds flugzüg,
i dörf do nid velofahre, oder susch so tumms züg.

Au Burma isch nid besser, regiere tuet s'militär.
D'grenze isch zue, wenn'd chunsch vo weschte her.
Und selbscht wenn das würdi glinge uusnahmswiis,
vo Burma uf Thailand hesch grad nomol es gschiis.

Drum suechi es schiff, womi möglichscht gschwind
uf Port Blair uf de Andamane Insle bringt.
Vo döt uf Phuket seg's nümme wiit. Und das stimmt:
s'sind nur drey dääg segle wemi e skipper mitnimmt.

Und suscht, i allerletschter noot,
chauf i mir halt es ruederboot.
Zum schluss wünsch i no allne z'Basel dihei
und bsunders de baiz im Lindeberg 3...

...e scheeni fasnacht!


PS: pardon, i weiss, es isch ke bebbidütsch, und i hamer au nid bsunders müeh g'gäh, aber i hoffe es verstooht mi glich öpper...

 Reengus   

16-02-2007 (Benno) 

18. 1. 2007
Eigentlich hatte ich mich von Rick und Marieke, zwei Hollaender mit Motorrad, die ich im Hotel getroffen hatte, bereits verabschiedet, als sie ploetzlich an mir vorbeifahren, und vorschlagen, zusammen in einem strassenrestaurant zu fruehstuecken. Ja, gaan we doen! Schliesslich habe ich irgendwie Ferienstimmung, und somit auch Zeit, und bis nach Jaipur wuerde ich es ohnehin nicht schaffen. Es ist also 10 Uhr bis ich mich wirklich auf den Weg mache.

Kurz vor Reengus moechte ich also mein Zelt aufschlagen. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz abseits der Hauptstrasse fahre ich auf gut Glueck eine Seitenstrasse hoch, und merke bald, dass sie lediglich zu einer Tempelanlage fuehrt. Wie ich mich naehere, sehe ich, dass sie einen netten Hof hat, der sich eigentlich ideal als Zeltplatz eignen wuerde. Zwei Maenner sitzen vor einem Nebengebaeude. Ich versuche mein Glueck. Es wird mir ein Stuhl hingeschoben, ich solle mich doch setzen. Ich gebe zu verstehen, dass ich gerne zelten wuerde. Der Tempelwaechter scheint einverstanden zu sein und bietet mir auch noch einen Tee an. Nachdem ich das Angebot angenommen habe, bekomme ich beinahe ein schlechtes Gewissen. Er holt Holz, macht Feuer und schickt seinen Freund Milch holen. So viel Aufwand waere ja nicht noetig gewesen.

Nachdem ich mein Zelt aufgestellt und den Tempel besichtigt hatte, wurde ich auch noch zum essen eingeladen. Auch dieses nehme ich gerne an, offeriere aber meine Tomaten, die ich mir fuer mein Abendessen gekauft hatte. Ich werde zu ein paar Huetten neben der Tempelanlage gefuehrt, und hoere schon bevor ich reinkomme die deutsche Stimme aus dem Satelitenfernsehen. In der Huette hat es dann auch nicht viel mehr als drei Betten und diesen Fernseher, wo gerade eine Reportage ueber einen afrikanischen Bauer laeuft, die dann aber bald weggezapt wurde.

Das Essen ist noch nicht bereit, so wird mir nochmals ein Tee serviert. Irgendwann werde ich in ein weiteres Gebaeude gefuehrt, wo es nochmals ein Bett hat, und ein Motorrad. Ein Stuhl wird gebracht, ich solle mich setzen. Die Familie isst draussen auf dem Boden, wo sie das Essen auf dem Feuer zubereitet hatten. Auf einem Blechteller werden mir verschiedenes oeliges, scharfes Gemuese und ein paar oelige Chapatis serviert. Mein Gastgeber bringt auch noch meine Tomaten und schneidet sie in Stuecke in meinen Teller. Diese Tomaten retten mich, denn das Gemuese ist viel zu scharf und auch von den Chapatis esse ich nur eines, anstandshalber.

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