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 Mandawa   

28-01-2007 (Benno) 

> english

 Amritsar   

12-01-2007 (Benno) 

Ein guter Vorsatz für dieses Jahr könnte ja sein, etwas aktueller zu berichten auf dieser Website. Hab ich mir nicht zum Vorsatz genommen, aber ich werde es trotzdem versuchen.

Obwohl ich also meine Website noch nicht vollständig upgedated hatte, obwohl ich noch bei weitem nicht alle emails beantwortet hatte, beschloss ich meine sieben Sachen (sechs Taschen und ein Fahrrad) zu packen, und mich endlich auf den Weg nach Indien zu machen, um mich zumindest wieder zum Reisen einzustimmen. Nach über fünf Wochen, die ich in Lahore, und backpackenderweise andernorts in Pakistan verbracht hatte, war es irgendwie seltsam, wieder auf das Fahrrad zu sitzen, und das mittlerweile gut bekannte Lahore zu verlassen. Ich kämpfte mich also ein letztes Mal durch die Strassen von Lahore Richtung Grenze. Als nach 10 km der Verkehr endlich etwas abnahm, wurde die Strasse zur Baustelle, das heisst holprig und sandig, weshalb die Luft nicht wirklich besser wurde.
Uebrigens hatten mich immer wieder Leute gefragt, wie ich das mache, mit dem Fahrrad in Lahore. Nun, wie alle andern auch, das heisst, alle Verkehrsregeln vergessen, und mich auf die Kultur des Gebens und Nehmens einlassen. In Lahore ist dies bereits Millimeterarbeit, aber wenn man von Europa langsam Richtung Osten reist, dann nimmt das Verkehrschaos in den Staedten eben stufenweise zu, so dass man sich daran gewoehnt. Der verkehrschaotische Hoehepunkt soll ja Kalkutta sein, das liegt noch vor mir.

Beim Grenzposten von Wagah, dem einzigen zwischen Pakistan und Indien, fragte ich nach dem Commander der Einheit "10 Wing". Khalid vom Dorothea Center hat mir ein Foto mitgegeben, das ich ihm abgeben sollte. Ich wurde in sein Büro geführt, und zwischen den vielen Telefongesprächen schafft er es doch auch noch, sich etwas mit mir zu unterhalten, und zu erklären, dass die USA für alles Schuld seinen, wie das schlechte Image von Pakistan im Rest der Welt oder die Gewalt, die überall herrscht. Seine ausgepraegt negative Haltung gegenüber der USA überraschte mich sehr, sieht sich doch das Militärregime Pakistans als wichtigster Verbündeter der USA in deren Krieg gegen den Terrorismus. Andererseits passt diese Haltung besser in das fundamentalistische Bild Pakistans, das ich mir anderweitig gemalt hatte.

Nun denn, der Tee schmeckte gut, und als ich ihn ausgetrunken hatte, machte ich mich wieder auf den Weg. Von einem Soldaten im Sportanzug begleitet verlasse ich das Velo schiebend das Militärgelände und sehe wie ein anderer westlich aussehender Radfahrer ebenfalls Richtung Grenze fährt.

300m weiter, bei der Grenzkontrolle, treffen wir uns. Es ist Mohamad, ein Iraner, der mit dem Fahrrad auf Weltreise ist, und sich zum Ziel gesetzt hat, in jeder Stadt einen Baum zu pflanzen. Denn er ist überzeugt, dass wir (die Menschen) Bäume brauchen (www.weneedtrees.com).

Nachdem wir bei der ersten Zollkontrolle durch waren und uns weiter Richtung Grenzzaun bewegen, schauen wir mit einiger Verwunderung auf all die Leute, die ausnahmslos rot gekleidet sind, und wie Ameisen mit einer Kiste auf dem Kopf Richtung Grenze gehen, bzw. mit einem Sack Zwiebel von ebenda zurückkommen. Beim eigentlichen Grenztor, klärt sich dann das Geheimnis. Dort stehen blau gekleidete Männer bereit, um die Kisten zu übernehmen, nachdem sie ihren Zwiebelsack einem rotgekleideten Mann übergeben hatten, der zuvor sein Kiste abgegeben hatte. Daneben stehen noch etwa je drei indische und pakistanische Soldaten, und kontrollieren, dass auch ja kein roter Mann nach Indien und kein blauer Mann nach Pakistan spaziert.

Mohamad und ich sind weder rot noch blau gekleidet, also dürfen wir passieren, nachdem ein indischer Soldat noch kurz geprüft hat, ob wir ein Visum haben.

Auf dem Weg nach Amritsar werden wir ploetzlich von indischer Musik angelockt und beschliessen, schauen zu gehen. Es war ein grosses Hochzeitsfest, und wir wurden auch gleich zum Buffet eingeladen. Ich schäme mich ein bisschen, dass wir uns so quasi selbst eingeladen hatten, und beschränke mich vorerst auf einen Kaffee. Aber als ich die Speisen auf dem Buffet sehe, kann ich mich nicht mehr zurueckhalten und packe doch einen Teller. Da gibt es Fleischloses! Eine Vielfalt von vegetarischen Gerichten! Von der Türkei bis Pakistan, war nichtfleischiges Essen Glücksache, und auf drei, vier sich ständig wiederholende Gerichte reduziert.

Wir kommen schliesslich in Amritsar an und kriegen ein Zimmer im goldenen Tempel. Indien, zumindest Amritsar, ist schoen, spannend und anders. Es gibt
- Velorikschas statt Motorrikschas (frische Luft!)
- Vegetarisches Essen. Hier scheinen Restaurants per Definition vegetarisch zu sein.
- drei Frauen auf einem Motorrad ohne Mann am Lenker (Kulturrevolution)
- ein Alphabet, das mich zum ersten mal zu einem Analphabeten macht. Bis anhin konnte ich immerhin lesen, was ich nicht verstand.
- Aber auch viele streunende Hunde.

Drei Tag blieb ich in Amritsar und begleitet Mohamad beim Pflanzen eines Baumes. Herr Bilga, der Executive Engineer for Horticulture von der Stadt Amritsar, liess uns dann gleich zwei Baeume im Ram Bagh pflanzen, da wir ja zu zweit sind. Einen Biodieselbaum (bot: ...) und ein Vertreter des heiligsten Baum Indiens (bot: Ficus religiosa), der offenbar nicht nur tagsueber, sondern auch nachts Sauerstoff produziert.

Zum Schluss kriege auch ich noch ein Empfehlungsschreiben fuer die Herren oder Damen in den anderen Staedten Indiens, um mir zu helfen, einen Baum zu pflanzen. Wer weiss, vielleicht planze ich noch mehr, um damit das Projekt von Mohamad noch weiter zu streuen.

In Amritsar trennen sich unsere Wege schon wieder. Mohamad faehrt Richtung Norden in die Berge, ich fahre Richtung Sueden in die Wueste. Man geniesst eben das am meisten, was man sonst nicht hat....

 Zahedan   

07-01-2007 (Benno) 

30-10-2006

Der komplette Bericht ueber die Strecke von Kerman nach Zahedan ist auf Esperanto. Die Reise von Bam nach Nosratabad war aber so ausserordentlich schoen, dass ich sie den deutschsprachigen Lesern nicht vorenthalten moechte.

Nachdem ich mich also zwei Tage lang in Bam umgeschaut hatte, stand ich frueh am Morgen auf, um noch vor Sonnenaufgang loszufahren. Heute wuerde ich in die Wueste Lut fahren. Ich war gespannt, was mich erwarten wuerde, nicht nur wegen der Wueste, auch gilt die Strecke zwischen Bam und Zahedan als nicht besonders sicher. Drei Jahren zuvor sind irgendwo auf dieser Strecke drei Radfahrer entfuehrt worden. Seither gibt es aber keine aehnlichen Berichte, und ich weiss von drei Radfahrer, die im vergangenen halben Jahr alleine und unbehelligt durchgeradelt sind, genauso wie die Motorradfahrer, die fast taeglich vom Gasthaus in Bam starteten. Also wollte auch ich es versuchen, denn die Wueste reizt mich, und ausserdem ist die Bahnlinie von Bam nach Zahedan, die einzige valable Alternative, noch im Bau.

Als ich von Akbar's Guesthouse um die Ecke biege, blaest mir ein steifer Wind ins Gesicht. Ich trete kraeftig in die Pedale waehrend mein Herz jubelte. Denn ich fahre nur kurz in die entgegengesetzte Richtung, um aus Bam raus und auf die Hauptstrasse nach Zahedan zu kommen. Danach werde ich fuer mindestens 60km bis nach Fahraj diesen steifen Wind im Ruecken haben.

Auf dem Weg nach Fahraj gibt es viele Dattelnplantagen, von Wueste kann noch nicht die Rede sein. Kurz vor Fahraj erinnern mich skurrile Felsformationen an die Pinnacles in Westaustralien. In Fahraj dreht die Strasse nach Nordosten, das trifft sich gut, denn der Wind hat mittlerweile von Westen nach Sueden gedreht. Abrupt ist es vorbei mit gruen, links und rechts soweit das Auge reicht graues Geroell, Kies, grober Sand, nicht ein einziger Grasbueschel, kein Haus. Vor mir der ebenfalls graue Asphalt, der scheinbar ins Nichts fuehrt. Die Landschaft ist leer und wuest und gerade deshalb so schoen. Wie in Ekstase fliege dahin, mit ueber 30km/h stuerze ich mich in dieses Nichts, aus dem ab und zu ein Auto auftaucht, dessen Fahrer mir laechelnd zuwinkt.

Die Strasse verlaeuft gerade. Fern vor mir im Dunst sehe ich so etwas wie ein Leuchtturm. Habe ich Halluzinationen? Nein, da steht tatsaechlich ein alter Turm, der wohl einmal tatsaechlich der Orientierung gedient hat, als die Strasse noch nicht asphaltiert und immer wieder verweht wurde. Nach drei Stunden Fahrzeit hatte ich bereits 95km zurueckgelegt, nach 114km mache ich bei der Polizeistation Shur Gaz auf dem Sand unter einem Baum zum ersten mal Pause. Hier haette ich mein Zelt aufgeschlagen, wenn der Wind mich nicht so schnell getragen haette. Aber meine Uhr zeigt erst halb elf, offizielle iranische Zeit ist neun Uhr - ich fahre bereits nach pakistanischer Zeitrechnung. Keine Frage, die 50km nach Kaherak werde ich heute noch locker zuruecklegen koennen. Waehrend ich mein Picknick, bestehend aus Datteln, Brot, Apfel und ein paar Kekse geniesse, betrachte ich voller Freude die Flaggen der Polizeistation, wie sie im Wind stehen und allesamt in meine Richtung zeigen. Als ich allerdings das GPS einschalte erschrecke ich. Ich befinde mich gerademal noch auf 434m ueber Meer, das heisst, ich hatte nicht nur Rueckenwind, sondern auch noch etwa 800 Hoehenmeter verloren. Kein Wunder war ich so schnell unterwegs. Um elf Uhr fahre ich weiter, die Wueste wird nun richtig sandig. Rechts erheben sich wunderschoene Sandduenen, und immer wieder blaest der Wind Sand ueber die Strasse, wie um mir zu zeigen, dass er immer noch von schraeg hinten kommt. Ich mache mir allerdings auch etwas sorgen, dass er noch weiter drehen koennte. Es geht nun nicht mehr bergab, ich habe etwas an Geschwindigkeit verloren, aber nach fuenf Stunden und einer Minute Fahrzeit habe ich 150km zurueckgelegt. Sensationell! 12km spaeter, eine knappe halbe Stunde, bin ich in Kahurak. Tags zuvor hatte ich mir ausgerechnet, dass ich es bei guten Windverhaeltnissen bis hierhin schaffen koennte.

Aber ich war schneller unterwegs, als ich zu traeumen gewagt haette. Es ist erst ein Uhr, nach offizieller Zeitrechnung noch nicht einmal Mittag, und ich frage mich, ob ich bereits hier mein Nachtlager aufschlagen soll, oder ob ich versuchen soll, bis Nosratabad weiter zu fahren. Bis dahin sind es noch 64km, allerdings fuehrt gemaess den Hoehenkurven meiner Karte die Strasse zuvor ueber einen Pass von mindestens 1500m. Also mindestens 1100 Hoehenmeter. Ich beginne zu rechnen. Bei normalen Verhaeltnissen benoetige ich fuer 64km etwa drei Stunden, fuer 1000 Hoehenmeter muss ich nochmals zwei Stunden dazurechnen. In fuenf Stunden waere ich also da. Die Sonne geht um halb sieben, beziehungsweise um fuenf Uhr unter. Wenn ich also um halb zwei weiterfahre, wuerde es bis Sonnenuntergang reichen, auch wenn der Wind zusammenfaellt. Oder doch hier bleiben? Ich habe bereits 162km zurueckgelegt, damit koennte ich gut leben. Andererseits habe ich erst knapp fuenfeinhalb stunden geradelt. Ich betrachte wieder die flatternden Fahnen der Polizeistation. Noch immer zeigen sie in meine Richtung. Und ploetzlich spricht mein Seglerherz. Bei diesem Wind im Hafen zu bleiben waere eine Schande. Er schreit richtiggehend danach, ausgenutzt zu werden. Puenktlich um halb zwei packe ich mein Picknick zusammen und schwinge mich wieder auf den Sattel.

Wie ich losfahre beginne ich nun aber ploetzlich die Hitze zu spueren, und schaeme mich, dass ich vergessen hatte, mir Gesicht und Arme beim Brunnen neben der Polizeistation zu waschen. Ich drehe aber nicht mehr um, wenige Kilometer vor mir liegt nochmals eine kleine Oase, da gibt es wohl auch Wasser. Und tatsaechlich, in einem kleinen Bewaesserungskanal fliesst Wasser, mit dem ich Kopf und Arme benetze. Das Wasser ist allerdings so warm, dass es kaum zu kuehlen vermochte. Wie ich wieder weiterfahre, schaut mir ein einsames Kamel verwundert nach. Na, noch nie einen Radfahrer gesehen? Trotz Rueckenwind komme ich nun aber ploetzlich kaum mehr ueber 20km/h. Das Fahrrad fuehlt sich schwer an und ich spuere wieder die Hitze. Bin ich erschoepfter als ich wahrhaben wollte? Oder geht es hier genauso unmerklich wieder hoch, wie es zuvor runterging? Auch das moeglich. Ich beruhigte mich, dass wenn ich auf den 40km bis zum Fuss des Gebirges einige Hoehenmeter gewinne bei 20km/h, dann waeren die ja wie geschenkt.

Am Sand, der ueber die Strasse weht, merke ich, dass der Wind wieder gedreht hat. Er kommt nun fast wieder aus Westen, also von hinten links. Soll mir auch recht sein. Der Nachteil ist nur, dass ich praktisch kein Fahrtwind habe, womit die Sonne noch drueckender wirkt. Trotz meines Kopftuches spuere ich ploetzlich ein leichtes Kopfweh. War es leichtsinnig, weiterzufahren? Habe ich richtig entschieden, oder soll ich umkehren? Hier gibt es weit und breit keinen Schatten, ich kann nur hoffen, dass mir irgendwann eine der am Himmel schwebenden kleinen Kumuluswolken etwas Schatten spenden wird.

Ich trinke nun viel mehr und benetze immer wieder meinen Kopf mit Wasser. So strample ich eine Weile lang dahin, in weiter Ferne zu meiner Rechten erhebt sich die Gebirgskette, und irgendwo weit vor mir wird die Strasse abdrehen, bevor sie sich dem Gebirge naehert. Vergeblich versuche ich eine weniger hohe Stelle auszumachen, wo die Strasse drueber fuehren koennte. Ich wuensche mir nichts sehnlicher, als am Fusse des Gebirges anzukommen, dann weiss ich dass es hoch geht, aber auch, dass Nosratabad in Reichweite kommt.

Ploetzlich merke ich, wie sich hinter mir ein Pickup seltsam langsam naehert. Ich radle ruhig weiter und beobachte das Fahrzeug im Rueckspiegel. Warum sind sie so langsam unterwegs? Ist das nun die boese Drogenmafia, die mich entfuehren wird, oder sonst irgend welche Terroristen? Als sie knapp hinter mir sind, merke ich, dass der Beifahrer einen metallenen Gegenstand aus dem Fenster haelt. Ich drehe den Kopf, um freundlich zu gruessen, und sehe, dass er mir einen Aluminiumbecher mit Wasser entgegenstreckt. Mir kommt die aehnliche Szene in Serbien in den Sinn, und nehme auch hier dankend das Wasser entgegen. Ich nehme ein paar Schlucke. Das Wasser ist gekuehlt! Den Rest versuche ich mir ueber den Kopf zu schuetten, wobei ich allerdings vor allem den Ruecken treffe. Nachdem ich den Becher dankend zurueckgereicht und die ueblichen Fragen des wohin, woher und wo ich Farsi gelernt habe, beantwortet hatte, fuhren sie wieder weiter.

Die Strasse klettert eine letzte Sandduene hoch, macht dann eine Kurve nach rechts, hinunter in eine Ebene, an deren Ende sie im Gebirge verschwindet. Ich halte an, um kurz auf das GPS zu blicken. Tatsaechlich, auf gut 30km habe ich 450m Hoehe gewonnen. Zu Beginn der Ebene steht eine Strassenmoschee. Das ist nichts weiter als ein Betonfundament mit einem Wellblechdach auf ein paar Metallpfosten und einigen Wasserhahnen daneben. Ein paar Moslems sind gerade am beten. Auch ich nutze die Gelegenheit um mir Kopf und Arme zu benetzen, und mich in den Schatten zu setzen. Auch hier muss ich natuerlich die neugierigen Fragen der Iranis beantworten. Nein, ich bin kein Moslem, ich bin Christ. Ob man wohl irgendwann daran glaubt, wenn man sich fast taeglich zum Christentum bekennt?

Ein Bus haelt an, ein einziger Passagier kommt angerannt um in aller Eile zu beten. Was sein muss, muss sein. Gleichzeitig schiebt sich nun doch noch die lang ersehnte Wolke vor die Sonne, was ich als Zeichen verstehe, den Schatten der Moschee zu verlassen, und mich wieder auf den Weg zu machen.

Am Ende der Ebene, die laenger war als vermutet, steht ein verlassener Wachturm. Mein Kilometerzaehler zeigt 200 Tageskilometer an. Dies, liebe Leute, muss gefeiert werden! In Gedanken oeffne ich eine Flasche Champagner und stosse an. Doch ich habe noch nicht einmal das Glas angesetzt, da beginne ich auch schon zu schimpfen. Vor mir erheben sich die Felsen, und die Strasse biegt sich nach oben und schlaengelt sich dazwischen hindurch. Das hast Du Dir ja prima ausgedacht, Mister Benno! denke ich. Zuerst 200km durch die Wueste radeln, um dann noch 600m hochzuklettern. Bravo! Einfach grossartig, diese Idee! Ich lasse mich aber nicht auf mein Gezaenk ein, nehme statt dessen einen kraeftigen Schluck aus dem nicht vorhandenen Glas Champagner und stelle es dezidiert auf das genauso imaginaere Buffet zurueck, um mich quasi frisch gestaerkt an den Aufstieg zu machen. Zu meiner Ermunterung lege ich das GPS mit der Hoehenanzeige auf die Lenkertasche. Es geht langsam hoch, Meter um Meter beobachte ich die Anzeige, freue mich ueber jeden Zehnersprung. Nach drei kurzen Tunnels bin ich immerhin auf 1300m. Noch 250m, dann bist Du moeglicherweise oben, ermutige ich mich. Doch irgendwie geht der Aufstieg prima. Ich habe einen angenehmen Rhytmus gefunden, die Steigung ist nicht zu steil, zwischen fuenf und sechs Prozent. Und es waren nicht die Wolken, sondern der Schatten der steil aufragenden Felsen, sowie ein paar Traubenzucker, welche mir den Aufstieg versuessten. Zu meinem Erstaunen passiere ich ein bewohntes Berghuettchen, vor dem sich ein paar Ziegen an dem spaerlichen trockenen Gras laben, welches auf den sonst kargen roetlichen Felsen waechst. Und ploetzlich komme ich oben an, nach 212km auf 1530m, es ist fuenf Uhr und ich juble. Es sind zwar noch 14km bis Nosratabad, aber die werden mir geschenkt. Es geht wieder bergab und ich werde damit vor allem noch meinen Geschwindigkeitsdurchschnitt noch etwas nach oben korrigieren koennen. Der Tag ist gelaufen, eine gute Stunde vor Sonnenuntergang fahre ich in den Hof der Notfallstation von Nosratabad. Einen Herr, der gerade sein Auto waescht, frage ich, ob ich hier mein Zelt aufschlagen darf. Er nickt, als ob es die normalste Sache der Welt waere, dass ein Radfahrer kommt und in gebrochenem Farsi fragt, ob er zelten darf. Nach 8 Stunden und 59 Minuten Fahrzeit, beziehungsweise 226km Weg bin ich angekommen. Ich schlage mein Zelt auf, koche mir Tee und ein Abendessen, bevor ich mich genuesslich und zufrieden hinlege. Es sind gerademal noch 100km nach Zahedan.

 Lahore   

15-12-2006 (Benno) 

Liebe Freunde,

Dank euren grosszügigen Beiträgen konnte ich heute dem Verein SEPP (Swiss Educational Project Pakistan) Fr. 2120.- für die Swiss Model School und dem Verein "Freunde des Dorothea Centers" Fr. 1160.- für das Dorothea Center for special children in Lahore überweisen, nachdem ich beide Institutionen hier besucht habe. Ganz herzlichen Dank!

 Multan   

03-12-2006 (Benno) 

immer de wind
(oder: das Klagelied von Multan)

immer de wind im grind isch nid nett,
wenn en doch wenigschtens vo hinde hett.
vo döt druggt aber e polizeieskorte,
wiedermol eini vo de läschtige sorte:
"chumm uf de pickup hinde druff!"
"nei, min liebe, so schnell gib i nid uff!"
"doch, chum, s'het no platz uf de ladibrugg!"
di chaibe polizischte lönd aifach nöd lugg.
"nei, danke!" rüef i scho ganz enerviert
und strample wiiter, aber si hends nid kapiert.

sit Sibi kämpf i mit söttigem gschtürm,
sit Sukkur mi mage mit irgendem gwürm,
und immer de wind im grind isch nid nett,
und wenn's wenigschtens biz besseri strosse hett.

Velofahre stell i mir gmüetlicher vor,
drum fahr i vo do jetzt direkt uf Lahore
und loh mi, zum es paar visas go hole,
vom zug uf islamabad innerolle

(i fahr denn de gliich wäg zrugg mit em zug,
so isch's nur en uusflug und nid en betrug)

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