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 Esfahan   

08-10-2006 (Benno) 

Der erste Eindruck von Teheran war schlecht, was wohl zumindest teilweise auch noch an einer Erkältung lag, die ich nach Teheran getragen hatte. Ich hatte mich aber wohlwollend über diesen ersten Eindruck hinweggesetzt, mit dem Persisch-Kurs begonnen und auch mit den lokalen Esperantisten Kontakte geknüpft. Somit war mein Programm für die nächsten Wochen schon fast gemacht. Obwohl ich anfänglich bei Hamze übernachten konnte, und auch noch länger hätte bleiben können, verlegte ich mein Quartier nach 5 Tagen in ein erschwingliches Hotel in der Nähe des Imam-Chomeini-Platzes. Dies hatte vor allem den Vorteil, dass ich nicht mehr rund viereinhalb, sondern nur noch knapp drei Stunden in Metro, Bus und zu Fuss verbringen musste, um zu meinem Sprachkurs und wieder zurück zu kommen. Wenn ich dann den Einladungen der Esperantisten zu Ausflügen, Kinobesuche, private Feste, oder ähnliches folgte, oder auch selbst noch etwas besuchen wollte, kamen schnell nochmals 2 Stunden Weg dazu, selbst wenn ich mitfahren konnte. Obwohl ich also eine gute Zeit hatte in Teheran, hatte ich ziemlich schnell die Nase voll (vom) Smog und davon, mich täglich stundenlang im lärmenden Verkehr zu bewegen ohne wirklich vorwärtszukommen. Nachdem ich also noch einmal tief Luft geholt hatte - bei einem Reifenhändler für mein Vorderrad - machte ich mich aus dem Staub von Teheran.

Von Teheran nach Qom gibt es eine Autobahn. Und daneben noch eine Landstrasse für alle anderen Fahrzeuge. Weil es zwischen Teheran und Qom bis auf ein paar Gasthäuser eigentlich nichts gibt, gab es ausser LKW's auch praktisch keinen Verkehr, davon dafür mehr als genug, obwohl es Freitag (=Sonntag) ist. Die Gasthäuser bedienten mich trotz Ramadan gerne, denn bei Reisenden gilt das Fastengebot nicht.

Kurz vor Qom erlaubt sich ein entgegenkommender LKW-Fahrer einen dummen Scherz, indem er direkt auf mich zusteuert. Er dreht dann aber ab, bevor er mich erwischt und selbst im Strassengraben landet.

Bei meiner Ankunft in Qom scheint die untergehende Sonne auf die goldene Kuppel des Grabmals der Fatima al Mosume, was den Ort zum zweiten religiösen Zentrum Irans nach Mashhad macht. Kurz nach Sonnenuntergang besuchte ich die eindrücklich Anlage, welche wunderschön mit farbigen Plättchen und Spiegel geschmückt ist. Einfach grossartig! Vor der Anlage viel und ein grosser Platz für Fussgänger. Ich bin froh, nicht mehr in Teheran zu sein.

Tags darauf erreiche ich nach einer anstrengenden Fahrt unter der drückenden Sonne am Rande der Wüste entlang die Stadt Kashan. Nach einem Besuch des durchaus sehenswerten Bazars, setze ich mich seit langem wieder einmal in eine Moschee. Plötzlich werde ich von einem älteren Herr auf französisch angesprochen. Wir plaudern kurz miteinander, und obwohl ich kein Moslem bin (ich hatte mich als Protestant geoutet), darf ich bleiben, es werden mir sogar ein Glas warme Milch und zwei Datteln serviert, während die Moslems gemeinsam das Abendgebet abhalten, bevor sie ihr Fasten ebenfalls mit Milch und Datteln brechen. Und dies in einem Ort, wo praktisch alle Frauen mit einem schwarzen Tuch umhüllt sind, und gerade mal 100 km von Qom, welches als Zentrum des fundamentalistischen Islams in Iran gilt. Dass der Islam auch sehr tolerant gegenüber Andersgläubigen sein kann, hat er hiermit einmal mehr bewiesen.

Am nächsten Morgen war ich gerade dabei, mein Fahrrad vor dem Hotel zu bepacken, als plötzlich Patrick und Sophie (die beiden holländischen Radfahrer, mit denen ich nach Tabriz gefahren bin) um die Ecke kommen. Sie waren im Hotel nebenan und machten sich gerade auf den Weg. Gemeinsam fahren wir los. Die Strasse hatte wenig Verkehr (hier dürfen auch die LKWs wieder auf die Autobahn) und führte durch eine wunderschöne Wüstenlandschaft, zu unserer Rechten ein Gebirgszug, zu unserer Linken eine weite Ebene. Nach etwa 50km standen plötzlich Halte- und Fotografierverbotstafeln am Strassenrand, und links und rechts der Strasse auf jeder kleinen Erhebung eine Luftabwehrkanone, bis wir schliesslich rechterhand ein grosses abgesperrtes Industrieareal entdecken, wo vermutlich die umstrittene Urananreicherung stattfindet. Denn 30 Kilometer weiter und 600 Höhenmeter höher kommen wir in der hübschen Oasenstadt Natanz an, wo wir auf dem Balkon eines Hotels gemütlich abendessen.

Über einen Pass von 2200m erreichen wir am nächsten Tag eine wunderschöne weite Ebene, wo jeder Grasbüschel viel Platz für sich in Anspruch nimmt. Immer wieder bilden sich Windhosen, tragen Sand in die Luft und fegen über die Landschaft, bis sie sich irgendwann wieder auflösen. Die Fahrt nach Murcheh Khort war traumhaft schön. Danach ging es weiter nach Esfahan auf einer verkehrsreichen Strasse, weshalb ich auf die parallellaufende Sandstrasse auswich, die zumeist immerhin die Qualität eines durchschnittlichen Schweizer Feldweges hatte.

 Tehran   

27-09-2006 (Benno) 

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 ÊÈÑیÒ (Tabriz)   

09-09-2006 (Benno) 

ÓáÇã ãÑÏã ÇیÑÇä
Eigentlich konnte ich es kaum erwarten, in den Iran zu kommen. Ich habe Persisch gelernt, viel gutes von den Iranern und ihrer Gastfreundschaft gehört, und irgendwie auch ein bisschen die Nase voll von der Atatürkei. Also nichts wie los, am Tag nach meiner Rückkehr vom Ararat machte ich mich schon wieder auf den Weg. Der Grenzübergang war kein Problem. Nachdem ich den Stempel in den Pass bekommen hatte, wurde ich von einem Iraner in ein Büro geführt, wo wir uns eine Weile unterhielten. Die Schweiz sei für die Iraner das schönste Land, er war des Lobes voll, und was auch immer ich gehört habe, ich solle mir keine Sorgen machen, Iran ist sehr sicher. Ob ich ihm ein Geschenk aus der Schweiz mitgebracht habe? Nein, das heisst doch, und ich überreichte ihm meine Visitenkarte. Er schmunzelte und war zufrieden. 2 Stunden vor mir sei auch schon ein Schweizer mit dem Fahrrad eingereist. Marcel (Nachname habe ich leider vergessen) heisst er, 31 Jahre alt, und offenbar ist er unterwegs nach Armenien. Schade, knapp verpasst ist eben auch verpasst.

Nachdem ich nach der Grenze noch 100 Euros gewechselt habe, und damit etwas verlegen ein Bündel mit 100 10000-Rial-Noten in meine Beintasche stopfte, und den Rest in den Hosensack nahm, machte ich mich weiter auf den Weg. Maku reizte mich dann doch zuwenig, um anzuhalten, ausser fuer ein Picknick, so fuhr ich noch weiter. In Marganlar war dann aber definitiv Schluss. Bei der Ortsausfahrt wollte ich versuchen im Garten eines Rotkreuzpostens (bzw. Croissant Rouge) mein Zelt aufzustellen. Als ich mich der Türe näherte, weckte ich einen Pfleger, der am Boden ein Nickerchen machte, und erklärte ihm mein Anliegen in bestem Persisch. Dann kam auch noch ein Arzt, und sie machten mir verschiedene Vorschläge, in Marand, in Khoy, auf jeden Fall nicht in Marganlar. Ich insistierte, dass ich zu müde bin, um weiterzufahren, und in diesem Dorf mein Zelt aufstellen möchte. Geht nicht! Na gut, ich will mich schon wieder auf den Weg machen, als sie doch noch sehen, dass ich einigermassen müde bin, und mich zu einem Tee einladen. Diesen nahm ich dann gerne an, dann bekamm ich noch eine Büchse Bohnen aufgewärmt, und am Schluss wurde ich eingeladen, die Nacht auf der Station zu verbringen. Na also, geht doch! Und so verbrachten die insgesamt vier Pfleger und ich einen gemütlichen Abend zusammen, schauten fern, spielten Tischtennis, und dann wurde mir nochmals ein Riesenessen serviert, wovon ich aufgrund meines Magens leider nur wenig zu mir nehmen konnte.
Nach dem Frühstück machte ich mich wieder auf den Weg. 25km vor Marand winkten mich zwei Arbeiter auf einer ruhenden Strassenbaumaschine von der Strasse. Ob sie Tee hätten, rief ich auf persisch (ich werde anspruchsvoll....), was mit einem kurzen "Bale" bestätigt wurde, und so kletterte ich bald zu ihnen auf das Fahrzeug, und zog meine Sandalen aus, wie es sich gehört, bevor ich mich auf den Teppich setzte, denn sie im Führerstand ausgebreitet hatten. Volltreffer! Nicht nur Tee bekam ich serviert an diesem doch sehr ungewöhnlichen Ort, sondern auch noch eine grosse Portion Reis.

In Marand wollte ich definitiv wieder einmal mein Zelt aufstellen. Bei einem nett aussehenden Obstgarten mit einem Rasen wollte ich mein Glück versuchen. Als ich mich beim Haus freundlich erkundigte, ob dies möglich sei, wies mir ein Knabe auch gleich einen Platz zu. Ich setzte mich zuerst einfach mal hin, lehnte mich an einen Baum um mich auszuruhen, da kommt er auch schon mit einer grossen Früchteplatte und stellt sie mir hin. Ich hatte gerade erst das Zelt ausgepackt, da kommt auch der Vater, und bringt mir noch eine Tasse Tee, und sie insistieren, dass ich zu ihnen kommen soll, weil ich im Zelt ja kein Licht habe. Mein Zelt und das Gepäck dann wieder umzuziehen war dann aber doch zu kompliziert. Dennoch verbrachte ich einen netten Abend, mit Grossvater und den Familien seiner beiden Kinder. Der Herr, der mir den Tee brachte, ist offenbar auch öfters mit dem Fahrrad unterwegs, und zeigte mir Fotos von seinen Reisen in Iran, Armenien, und über Istanbul nach Syrien. Da haben wir uns ja gefunden.

Gefunden haben mich am Tag darauf, 30km vor Tabriz, auch die beiden Holländer, denen ich auf dem Zeltplatz in Dogubayazit mein Kärtchen auf die Fahrräder gesteckt hatte, weil sie damals gerade in Erzurum waren und auf ihr Visum warteten.

In Tabriz angekommen, sind wir auch bald wieder von Leuten umringt. Und siehe da, einer von der Gruppe Iraner (aus Hamedan), mit denen ich auf den Ararat kletterte war da. Er führte mich zu den andern seiner Gruppe, was für ein Wiedersehen! Ihre Fotos waren schon entwickelt, das Wetter auf dem Ararat war sehr schlecht. Zwei von ihnen hätten sich da oben im dichten Nebel verirrt, und haben erst 24 Stunden später wieder in das zweite Camp zurückgefunden. Zwei Italiener einer anderen Gruppe offenbar gar nicht mehr...

Tja, seit ich im Iran bin überstürzen sich die Ereignisse beinahe, und irgendwie trifft man sich hier einfach....

 Doðubayazýt III   

06-09-2006 (Benno) 

Tja, hier bin ich schon wieder, nachdem ich das Ararat-Abenteuer vorzeitig abbrechen musste. Gestern Nacht, im ersten Camp auf etwa 3200m, hatte mich die Darmgrippe wieder eingeholt, welche ich in Erzurum aufgelesen hatte, und von der ich mich nie vollstaendig erholte, ohne dies allerdings so richtig wahrhaben zu wollen. So konnte ich eine Nacht lang wegen Bauchkraempfen kaum ein Auge zu tun und kraxelte alle halbe Stunde aus dem Zelt, um im Licht eines Beinahe-Vollmondes und mit wunderbarer Aussicht auf die Lichter von Doðubayazýt meinen Darm zu entleeren. Ausgepumpt und völlig geschwaecht beschloss ich, auf den weiteren Aufstieg zu verzichten und dann doch noch einen Arzt aufzusuchen. Allerdings war mir vorerst nicht klar, woher ich die Kraft nehmen sollte, mein Zelt und meine Ausrüstung zusammenzupacken, geschweige denn die 3 Stunden zurück an den Ausgangspunkt zu kommen. Glücklicherweise hatte sich mein Zustand gegen Morgen aber etwas gebessert, so dass ich vor Tagesanbruch doch noch eine knappe Stunde Schlaf finden konnte.

Nachdem ich meinen naechtlichen Zustand mit den Bergführern besprochen hatte und von den Iranern medizinisch versorgt wurde, machte ich mich zusammen mit einem Iraner, der wegen Knieproblemen ebenfalls umkehren wollte, wieder auf den Abstieg.

 Doðubayazýt II   

04-09-2006 (Benno) 

Erzurum war es nicht wirklich wert, laenger als zwei Tage zu bleiben, und die naechsten 300km versprachen von der angenehmen Sorte zu sein, dem Aras Nehri entlang, ein Fluss der sich im Kaspischen Meer entleert, bis nach Iðdýr. In Horasan verabschiedete ich mich damit von der direkten Route nach Iran, und auch von der Hochebene, auf der ich mich bis anhin bewegte. Die Strasse wurde schmaeler und zwaengt sich gemeinsam mit dem Fluss durch eine canyonartige Landschaft.

Kurz vor Kaðýzman setze ich mich, erschöpft von Wind und Hitze in den Schatten eines Baumes, lösche den Durst und lasse mich wieder zu Kraeften kommen, als jemand auf mich zukommt, die üblichen Fragen stellt, sich dann zu mir hinsetzt. Er möchte mich in sein Haus zum essen einladen. Zögerlich nehme ich an und bekomme zuerst mal ein Dutzend Aepfel frisch gepflückt aus seinem Garten, bevor mich Mehmet an ein Tischlein führt und mich mit Teigwaren und Yoghurt verwöhnt. All dies, obwohl unsere Kommunikation eigentlich nur mit Gesten und einem kleinen Reisewörterbuch funktioniert.

In Iðdýr erblicke ich im Dunst zum ersten mal die Silhouette des Ararats. Iðdýr, in meinem Reiseführer mit keinem Wort erwaehnt, vermag mich aber bald zu fesseln. In dieser bazarmaessigen Stadt steht nicht nur eine grosse, schöne Moschee, sondern vor allem fahren hier auch unzaehlige Fahrraeder rum. Fast eine Velostadt. Als ich spaeter dann mit dem Fotoapparat rumspaziere, werde ich natürlich von allen Seiten angesprochen. Selten verirrt sich offenbar ein Tourist hierhin. Nachdem ich von einem Ladenbesitzer fast dazu genötigt wurde, einen Tee mit ihm zu trinken, serviert er mir auch noch Wassermelonen. Dafür muss ich ein Foto von ihm machen, und bekomme seine Adresse, wo ich einen Abzug hinschicken soll. Zum seinem Glück war ich wiedermal mit einem analogen Fotoappart unterwegs. Könnte also klappen, er muss sich allerdings gedulden....

Von Iðdýr nach Doðubayazýt geht es zuerst rund 800 Höhenmeter hoch, bevor es dann fast nicht mehr runter geht, sondern über eine grosse flache Ebene (siehe Blogeintrag "Segeln").

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