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 Schiffbau   

Bern / 18-06-2011 

"Wenn du ein Schiff bauen willst,
so trommle nicht die Männer zusammen um Holz zu beschaffen,
sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer"


(Saint Exupery)

 Die Schweizer Solarlücke   

Bern / 13-03-2011 

Leserbrief zum Artikel „BKW reduziert Inland-Projekte für erneuerbare Energien drastisch“ (11.1.2011) publiziert im Bund vom 15.1.11

In Deutschland, der energiepolitischen Sonnenstube Europas, wurden im vergangenen Jahr Solarstrom-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 8 GW installiert, welche dieses Jahr rund 7000 GWh Strom produzieren werden. Deutschland wird somit 2011 über 2% seines Strombedarfs mit Sonnenenergie decken.

Würde die Schweiz mit demselben Elan die erneuerbaren Energien ausbauen, hätten wir alleine im vergangenen Jahr die doppelte Leistung des Kernkraftwerkes Mühleberg in Form von Solarstrom-Anlagen installiert, die jährlich immerhin 700 GWh Strom produzieren würden. Es ist daher anzunehmen, dass es die BKW mit etwas Willen tatsächlich schaffen wird, bis 2030 jährlich zusätzlich 600 GWh Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren.

Während wir zuschauen wie Deutschland mit einem energiewirtschaftlichen Marshallplan die Energiewende vollzieht, wird in der Schweiz das Potenzial der erneuerbaren Energien kleingeredet und gewartet, bis wir unsere Solaranlagen in Gaddafis Wüste bauen dürfen.

 Plädoyer für eine christlich-islamische Ökumene   

Bern / 03-12-2009 

Sehr geehrte Kirchgemeinde

Zuerst einmal möchte ich mich herzlich für das klare Eintreten der Landeskirchen gegen die Minarett-Verbot-Initiative bedanken. Leider hat es nicht ausgereicht.

Aufgrund des schweizerischen Abstimmungsresultates zur Minarett-Verbot-Initiative vom vergangenen Sonntag sistiere ich hiermit per sofort und bis auf weiteres meine Mitgliedschaft bei der evangelisch-reformierten Landeskirche. In einem Land, in dem Minderheitsreligionen per Verfassung diskriminiert werden, möchte ich keiner religiösen Institution angehören, welche die Mehrheitsreligion vertritt. Mein Gewissen verbietet mir, mich als Christ am Unterhalt von Kirchtürmen zu beteiligen, wo Muslime keine Minarette bauen dürfen.

Ich habe diesen Entscheid bereits im Verlauf des vergangenen Jahres für die Eventualität der Annahme des Minarettverbotes nach reiflicher Überlegung gefällt. Allerdings ging ich die ganze Zeit davon aus, dass die Mehrheit der SchweizerInnen diese Ohrfeige an unsere islamischen Brüder und Schwestern ablehnen würde. Mein Entscheid ist denn auch rein politisch und hat nichts mit meinem Glauben an Gott zu tun sondern viel mehr mit meinem Glauben, dass eine Welt in Frieden nur möglich ist, wenn sich die Mitglieder der verschiedenen Religionsgemeinschaften mit grösstem gegenseitigem Respekt begegnen, unabhängig davon wie der Glaube an Gott ausgestaltet ist. Die schweizerische Bevölkerung hat diesem Respekt eine klare Absage erteilt, und damit meiner Meinung nach einen grossen Stein in den Weg zum Frieden gelegt.

Die Sistierung meiner Mitgliedschaft in der Kirchgemeinde bedeutet nicht eine Abkehr vom christlichen Glauben oder meiner christlichen Identität, sondern sie ist als Solidaritätsbekundung gegenüber der islamischen Gemeinschaft in der Schweiz zu verstehen, und als ein dringender Aufruf an die Kirchgemeinden, deutlich sicht- und hörbar gegen diesen Angriff auf die Religionsfreiheit in der Schweiz zu protestieren.

Als Anregung für einen solchen Protest möchte ich Euch bitten zu prüfen, ob es möglich ist, einmal in der Woche, zum Beispiel jeweils Freitag abends um 18 Uhr, das Läuten der Kirchglocken durch den Ruf eines Muezzins zu ersetzen, um zu einem gemeinsamen Gebet von Christen und Muslimen in der Pauluskirche einzuladen. Eine solche wöchentliche Veranstaltung in Zusammenarbeit mit einer islamischen Gemeinde in Bern könnte als Integrationsmassnahme dem Dialog zwischen Christen und Muslimen dienen. Der öffentliche Ruf zum Gebet durch einen Muezzin ist meines Wissens in der Schweiz weiterhin nicht grundsätzlich verboten. Und auch akustische Emissionen von Kirchtürmen werden traditionell toleriert. Es wäre ein sehr starkes Zeichen für die Dialogbereitschaft der Kirche, gegen die Angst vor dem Islam und gegen die Spirale des zunehmenden und gefährlichen Anti-Islamismus in der Schweiz.

Ich wünsche Euch die dazu nötige Zivilcourage, und hoffe durch solche oder ähnliche Aktionen der Landeskirchen eine Mitgliedschaft bei der Kirche bald wieder mit meiner interreligiösen Gesinnung vereinbaren zu können. Sollte es Möglichkeiten geben, mich in irgendeiner Form an Projekten für die christlich-islamische Ökumene zu beteiligen, wäre ich Euch dankbar um entsprechende Informationen.

Ich würde mich freuen, wenn als Folge dieses unhaltbaren Abstimmungsresultates die Kirche aktiv und ohne Missionsanspruch auf die islamische Gemeinde zugeht, um den Dialog zu intensivieren und diesen in die breite Bevölkerung zu tragen.

Ich danke für das Verständnis und wünsche eine besinnliche Adventszeit.

Freundliche Grüsse,
Benno Frauchiger

 Der Weg und das Ziel   

Frauenfeld / 24-11-2008 

"Der Weg ist das Ziel" soll einer einmal gesagt haben. Das wäre ja auch gar nicht so schlimm, wenn es nicht immer andere gibt, die glauben, dies wiederholen zu müssen.

Damit das hier einmal geklärt sei: Das Ziel meiner Reise war nicht irgend ein Weg, sondern eine ganz bestimmte Farm (die Central Downs Farm) auf dem Gemeindegebiet von Carnamah in Westaustralien. Genau dorthin wollte ich, und nur weil ich dorthin wollte, hatte ich mich auf den Weg gemacht.

Es gibt aber unzählig viele Wege und Mittel, um nach Carnamah zu gelangen. Aus verschiedenen Gründen, worauf ich hier nicht mehr eingehen möchte, wählte ich das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel und nicht etwa das Flugzeug, wie es die meisten Leute verständlicherweise wohl getan hätten. Aus dieser Wahl ergab sich einen Weg, den ich hier dokumentiert habe, weil ich zeigen wollte, dass man auch mit unkonventionellen Mitteln zum Ziel gelangen kann, auf Wegen, die nicht minder reizvoll sind.

Der Weg wurde damit aber noch lange nicht zum Ziel meiner Reise. Das Ziel meiner Reise war immer Carnamah. Wäre der Weg selbst zum Ziel geworden, wäre ich wohl nie in Carnamah angekommen. Denn ich hätte mein Ziel (den Weg) viel früher, nämlich schon vor meiner eigenen Haustüre, erreicht und damit die Übung abbrechen können.

Ein Ziel zu erreichen, ist zwar immer ein Erfolg und eine grosse Genugtuung, gleichzeitig ist es aber auch ein grosser Verlust. Ist man nämlich am Ziel angekommen, kann dieses Ziel nicht mehr Ziel sein, und plötzlich ist man ziellos.

Das einzige was dann bleibt, ist die Erinnerung an den Weg, und damit ein Schatz an Erfahrungen, Begegnungen, Erlebnissen, die uns ein Leben lang begleiten werden, ein Reichtum, den uns niemand nehmen kann, den wir nicht an der Börse verspekulieren können.

Der Weg ist deshalb viel bedeutungsvoller als das Ziel. Das Ziel wird uns irgendwann, spätestens wenn wir es erreicht haben, verloren gehen. Der zurückgelegte Weg aber bleibt.

Darum glaube ich, ist es wichtig, wo auch immer wir hingehen, welche Ziele auch immer wir anstreben, dass wir uns genau Gedanken zum Weg machen, und uns solche Wege suchen, von denen wir etwas gewinnen können, und an die wir uns gerne zurückerinnern.

Die Aussage "Der Weg ist das Ziel" wird der Bedeutung des Weges gar nicht wirklich gerecht.

--
Ein Flugzeug besteigen und wenige Stunden später in einer ganz anderen Welt ankommen, ohne dass man Zeit gehabt hatte, einzelne Bilder von der Strecke dazwischen in sich aufzunehmen - das mochte er nicht, und es verstörte ihn.

(Pascal Mercier, "Im Nachtzug nach Lissabon")

 Frauenfelder 2-Stundenlauf   

Frauenfeld / 31-08-2008 

Sponsoren gesucht!

Am 20. September werde ich wieder einmal am Frauenfelder 2-Stundenlauf mitlaufen. Das heisst, während zwei Stunden laufe ich für meine Gesundheit und für das Wohl von anderen (ca. 28km). Ihr könnt mich dabei unterstützen, indem ihr mir eine kleine Spende für jeden gelaufen Kilometer zusichert. Der Erlös geht an den Verein "Right to Play" und den "Familienentlastungsdienst Thurgau".

Mehr Infos zum Lauf und zu den unterstützten Projekten gibt es beim Frauenfelder 2-Stunden-Lauf

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Kommentar


 Fliegen   

Carnamah / 20-11-2007 

"Nichts ist schöner als Fliegen" soll jemand einmal behauptet haben. Nun ja, jedem das Seine, und nichts gegen Fliegen. Aber wer auch immer das gesagt hat, eines ist sicher: Er ist nicht nach und schon gar nicht – nein, ganz sicher nicht – durch Australien geradelt.Andere Leute wiederum behaupten, sie könnten "keiner Fliege was zu Leide tun". Das ist schon eher meine Sache. Als gewissensgeprüfter Zivildienstleistender hätte ich keiner Fliege auch nur ein Haar gekrümmt, geschweige denn sonst irgendwelche Grausamkeiten an diesen harmlosen und unschuldigen Tierchen verübt, deren Leben ohnehin schon kurz genug ist. Aber eben, ich bin durch Australien geradelt, und seither weiss ich: Nichts ist eckliger als Fliegen. Und: Australien ist der ultimative Keiner-Fliege-was-zuleide-tun-Test. Ich gab mir lange Mühe. Freundlich wischte ich die Fliegen aus meinem Gesicht, wenn ich sie nicht ertrug. Zuweilen liess ich sie auch nachgiebig gewähren, wenn einmal so ein Tierchen über mein Gesicht krabbelte, oder sich in meinem Augenwinkel verkroch, in der Hoffnung, ich würde mich daran gewöhnen.Das ging auch ziemlich lange gut so, bis etwa anfangs Oktober. Irgendwo zwischen Kalgoorlie und Hyden brachen die Fliegen aber unseren Freundschaftspakt. Zu Hunderten griffen sie mich an, belagerten mich, krabbelten auf meinem Gesicht rum, mit Vorliebe in die Augen. Zuweilen auch in die Nase oder auf den Mund. Plötzlich waren sie so zahlreich, ich hatte kein Erbarmen mehr und startete einen Gegenangriff. Schschtunggg! Und ich reibe mir zwei Fliegen aus den Augen. Sssswiiischpeng! Eine von etwa sieben auf der Lenkertasche habe ich erwischt. Die andern sind entkommen. Ich lasse das Opfer liegen, als Warnung für seine Kollegen. Flllllack! Das war eine Ohrfeige und eine Fliege weniger. Dann rolle ich geräuschlos meine Lippen zusammen und spucke triumphierend das zerdrückte Fliegenkadaver von mir. Selber schuld, denke ich, ich brauche nicht einmal meine Hände. Gleichzeitig weiss ich, dass ich es nie schaffen werde, sie alle in die Flucht oder gar in den Tod zu schlagen. Irgendwie frustrierend, aber es beruhigt mein Gewissen. Plötzlich bin ich froh, wenn es regnet, das hält die Fliegen fern. Plötzlich bin ich froh, wenn ich Gegenwind habe, das hält mir die Fliegen aus dem Gesicht. Aber drehe ich mich um, so sehe ich eine schwarze Wolke hinter mir: Fliegen, die keinen Sitzplatz mehr auf meinem Rücken oder auf den Taschen erwischt haben. Und sie scheinen nur darauf zu warten, bis ich irgendwo für ein Picknick anhalte.Das Kopftuch, das ich in der Wüste um Mund und Nase gewickelt hatte, als Schutz vor Sonne, Staub und Wasserverlust, wickle ich nun um Mund und Nase als Schutz vor den Fliegen. In die Augen kommen sie trotzdem noch, damit muss ich leben. Und beim Picknick werfe ich das Tuch gänzlich über meinen Kopf und schiebe mir das Käsebrot vorsichtig unter dem Tuch zum Mund. Lege ich mich hin, nur mit dem Tuch über dem Kopf. Sollen sie doch auf dem Tuch rumkrabbeln, aber bitte nicht in meinem Gesicht!Immerhin, denke ich, als ich kurz ausserhalb von Perth, im Yanchep Nationalpark mein Abendessen koche, Fliegen stechen nicht und beissen nicht. Doch ich war noch nicht ganz mit dem Essen zu Ende, da waren plötzlich alle Fliegen weg. Stattdessen werde ich nun von kleinen schwarzen Tierchen belagert, die beissen. Fliegen und Mücken arbeiten hier im Schichtbetrieb, oder aber es kam unbemerkt eine kleine Hexe und hat kurzerhand alle Fliegen in Mücken verwandelt. Am nächsten Tag sind es wieder Fliegen. Und weil sie noch nicht gestorben sind, fliegen sie heute noch. zzzzzzzzzzzzz.....tätsch.... zzzzzzzz.....

 das schwarze Schaf   

Fremantle / 15-10-2007 

Das Schwarze Schaf habe ich nicht gesehen. Aber als ich unterwegs war zwischen Hyden und Narembeen sah ich zu meiner Rechten ein grosses Feld mit vielen Schafen. Es war ein farbiges Durcheinander von weissen, scharzen und braunen Schafen, fast wie ein Mosaik. Ergaenzt mit dem von weissen und grau-regnerischen Wolken durchzogenen blauen Himmel ein wunderschoen frisches Bild. Und auch ein bisschen politisch, dachte ich. Denn hier koennen offenbar Schafe unterschiedlicher Fellfarbe problemlos zusammenleben. Ich zoegerte. Soll ich anhalten, ein Foto machen und das Bild einfangen? Oder soll ich weiterradeln, das Bild laufen lassen und einfach fuer mich geniessen? Einmal mehr beschloss ich weiterzuradeln. Es wird bestimmt noch mehr Schafe haben unterwegs.

Wenn ich jeweils Gelegenheit habe, dann lese ich auch unterwegs die Zeitung. Eine Gewohnheit, die ich immer noch nicht losgeworden bin, mich aber auch nicht so sehr darum bemuehe. Immer wieder hoffte ich, im internationalen Teil auch etwas ueber die Schweiz zu lesen. Doch die Schweiz ist zu klein, zu unscheinbar, zu unspektakulaer um darueber zu berichten. Bis auf vergangenen Donnerstag, als ich in Merredin die wohl groesste Tageszeitung Westaustraliens lese. Das Bild eines Afrikaners mit verbundenen Arm und wuest zugerichteten Gesicht schaut mich an: Zuerich. Der Artikel dokumentiert den zunehmenden Rassismus in der Schweiz und gibt als Beispiel ein Afrikaner in Zuerich, der an seinem Arbeitsplatz von zwei Schweizer mit Kettensaegen angegriffen wurde. Ich bin entsetzt und enttaeuscht, aber vor allem einfach traurig. Eigentlich haetten mich Nachrichten aus der Schweiz gefreut, selbst wenn es so etwas tragisches waere wie ein Bergsturz, eine Ueberschwemmung oder eine Tunnelkatastrophe. Da haette ich zumindest mit den Schweizer mitfuehlen koennen. Aber solche Nachrichten? Wie kann ich mit den Schweizer mitfuehlen, wenn alles was ich lese ist, wie die Schweizer immer rassistischer werden, soweit dass sie Auslaender mit Kettensaegen angreifen und ihrem Leben nachstellen? Im Artikel wurde auch von den kommenden Wahlen am 21. Oktober und dem schwarzen SVP-Schaf geschrieben. Die Schweiz also, ein zunehmend rechtsextremes Land.

Auch heute las ich wieder die Zeitung. Und auch heute gibt es wieder Nachrichten ueber die Schweiz. Und wieder mit einem Bild. Diesmal sind Schweizer abgebildet: schwarz gekleidet mit schwarzen Fahnen, eine Demonstration von Rechtsextremen in Appenzell. Berichtet wird allerdings von einer eskalierten Demo in Bern. Der Titel: "Clash at anti-racism rally ruins peaceful Swiss image". Und wieder wird vom schwarzen Schaf berichtet.

Wenn man in dieser Ecke der Welt die Zeitung liest, dann erscheint die Schweiz ploetzlich als ein Land, das sich von einem friedlichen demokratischen Kleinstaat zu einem von Gewalt gepraegten rassistischen Nazi-Staat entwickelt. Ich bin entsetzt, ich bin traurig. Gibt es auch erbauendere Nachrichten aus der Schweiz?

Zwischen York und Perth sah ich nochmals ein paar Schafherden. Aber sie boten eher ein traurig langweiliges und fades Bild, wovon es sich nicht lohnte, ein Foto zu machen. Es gab nur weisse Schafe in diesen Herden, ein schmutziges Weiss allerdings...

Am 21. Oktober sind Wahlen in der Schweiz. Bitte geht waehlen! Und bitte waehlt weise - nicht schmutzig weiss... Danke!

 Badzimmergeschichten   

Bali / 27-06-2007 

Achtung, jetzt wird's heikel, so richtig intim. Besuchen wir doch einmal das Badezimmer...

Das typische, traditionelle Badezimmer in Indonesien, wie man es eigentlich überall findet zwischen Dumai und Kupang, hat mit seinem europäischen Bruder fast nichts gemeinsam, darum möchte ich versuchen, es hier zu beschreiben.

Zuerst muss man sich alles wegdenken, was man in einem guten Schweizer Badezimmer findet. Badewanne raus, Dusche raus, das Lavabo muss weg, den Spiegel können wir gleich auch abhängen, so etwas gibt es nämlich meistens nicht, und das Klo, wie wir es kennen, muss sowieso raus, inklusive Spülkasten. So. Wenn jetzt noch ein paar Armaturen übrig bleiben, dann entfernen wir diese am besten auch gleich noch, so dass wirklich nichts mehr übrig bleibt, als ein Raum, mit gefliesten Wänden und Boden.

Nun denken wir uns in einer Ecke ein ebenfalls mit Fliesen bedecktes (das heisst gemauertes oder betoniertes), etwa hüfthohes Becken, ca. 50x50cm, welches wohl etwa 100 bis 200 Liter Wasser fasst und randvoll mit Wasser gefüllt sein soll. Auf dem breiten Rand steht ein Plastikschöpfeimer. In einfachen Anwendungen kann das Ganze auch nur ein Fass voll Wasser sein, und der Schöpfeimer schwimmt obenauf. Ist es leer, kann es meist durch einen einfachen Wasserhahn wieder gefüllt werden. (In einer privaten Unterkunft befand sich statt einem Wasserhahn ein Ziehbrunnen im Badezimmer. Das Wasser musste aus einer Tiefe von mindestens 5 Meter hochgeholt werden.)

Dieses Becken nennt sich Mandi (ausgesprochen wie deutsch geschrieben), und erfüllt zusammen mit dem Schöpfeimer eigentlich schon fast alle Aufgaben eines europäischen Badezimmers. Man wäscht sich damit. Nein, nicht indem man sich da reinsetzt - das Wasser sollte sauber bleiben - sondern indem man sich mit dem Eimer Wasser über den Körper schüttet. Damit es keine Überschwemmung gibt, hat es natürlich einen Wasserablauf im Boden.
Es gibt also kein Warmwasser, aber das ist in den meisten Orten Indonesiens eigentlich selbst für einen Warmduscher wie mich kein Problem. Das Klima ist so warm und feucht, da reicht eben die Raumtemperatur aus, um sich zu waschen, oder wirkt sogar angenehm erfrischend. Auf 2130m (Ranupani), da wurde es dann allerdings selbst hier etwas sehr erfrischend.

Das Mandi ist aber nicht nur die Dusche, es ist auch das Lavabo, es ist der Spülkastens für das Klo, und es ist sogar das WC-Papier.

Das Klo befindet sich also praktischerweise gleich neben dem Mandi, meist etwas erhöht, und ist natürlich nicht ein Sitzklo, sondern, wie eigentlich überall in Asien üblich, ein Hockklo, also wo man die Füsse auf zwei kleinen Plattformen platziert und in die Hocke geht um sein Geschäft zu erledigen. (Und übrigens, Männer, auch hier steht man nicht zum Pinkeln).

Das asiatische Klo hat gegenüber dem europäischen Klo so einige Vorteile. Zuerst hygienischer Art: Man muss sich nie die Frage stellen, ob es nun sauber genug ist, um seinen Allerwertesten draufzusetzen. Es sind also keine akrobatischen Übungen nötig, um Körperkontakt zu vermeiden, der einzige Körperkontakt mit der Anlage geht über die Schuhsohlen, da ist nicht viel zu befürchten.

Dann eignen sich diese Klos auch deutlich besser, um sich den Hintern nach einem grösseren Geschäft mit Wasser zu reinigen. Weil das WC-Papier im Vergleich nicht nur teuer ist, sondern meistens auch noch die Abwasserkanäle droht zu verstopfen, hat es sich hier nie durchgesetzt. Wäre aber nicht undenkbar.

Doch mittlerweile bin auch ich der Auffassung, dass sauberer wird, was mit Wasser gewaschen wird, als was lediglich mit einem 3-lagigen Tüchlein trockengerieben wird. Und es ist interessant, wie sich in den unterschiedlichen Ländern dazu unterschiedliche Techniken entwickelt haben.

In der Türkei befindet sich knapp über dem Boden ein Wasserhahn, mit einem normalen kleinen Eimerchen daneben. Dieses füllt man mit Wasser, bringt es in eine günstige Position und schöpft mit der Hand.

Viel konfortabler geht es in Iran zu und her. Da ist am Wasserhahn nämlich in der Regel ein Schlauch angeschlossen, mit einer Brause und einem Druckknopf. Man bringt also die Brause in Position und drückt den Knopf für ein Clos-o-mat-ähnliches Erlebnis. Damit es wirklich sauber wird, würde ich allerdings doch noch die andere Hand (immer die Linke) zu Hilfe nehmen. Und mit etwas Erfahrung schafft man es auch, sich zu reinigen, ohne die Hose nass zu machen.

In Pakistan gibt es wieder eine Art Eimer, dort aber mit einem Auslauf wie bei einer Giesskanne, womit man das Wasser etwas konfortabler in die Hände kriegt.

Und in Indonesien, wie erwähnt, hat es keinen Wasserhahnen mehr speziell fürs Klo, sondern eben ein Mandi mit Schöpfeimer nebenan.

Die Wasserreinigung ist aber nicht nur sauberer. Bei Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, wenn man jede halbe Stunde aufs Klo rennt, da ist einem der Hintern bald einmal dankbar, wenn er mit Wasser gewaschen wird statt mit supersoftem Schleifpapier.

Doch der eigentliche und wahre Vorteil des asiatischen Klos, wie mir ein Emailwarenhändler - er hatte auch Sitzklos im Angebot - in Jaipur einmal erklären wollte, liegt an einem ganz anderen Ort. Das asiatische Klo nämlich sei viel besser für die Knien. Und ich glaubte es ihm sofort.
Denn wie kommt jemand, der weder ein fleissiger Yogaschüler noch ein praktizierender Moslem ist, dazu, täglich mehrmals seine Knien so richtig durchzubiegen, wenn nicht auf dem Klo?

 Aequator   

Bengkulu / 20-05-2007 

Seit ein paar Tagen in ich nun also auf der Suedhalbkugel unterwegs. Das heisst, wenn man sich die Weltkugel vor sich hinstellt, bin ich da unten drunten und krabble wie hier die Eidechsen an der Decke auf dem Kopf rum.

Kurz bevor ich ueber den Aequator rutschte, hatte ich mir natuerlich gruendlich Gedanken ueber die Sache gemacht, und bin da zu einer erstaunlichen Erkenntnis gekommen.

Hat sich jemand schon einmal die Frage gestellt, warum es auf der Suedhalbkugel, also auf der unteren Haelfte, im Vergleich zur Nordhalbkugel so wenig Landmassen gibt? Tja, die Antwort ist erstaunlich einfach: Das Land, das einmal vorhanden war, ist eben runtergefallen.

Das toent noch doch etwas sehr einfach, und wahrscheinlich moechte mir das auch niemand so richtig glauben. Darum habe ich zur Unterstuetzung meiner These ein kleines Gedankenexperiment gemacht. Dazu habe ich schliesslich Zeit waehrend dem Radfahren.

Man stelle sich also so ein Globus, eine Kugel vor, die wie eine Christbaumkugel in der Lufthaengt, mit einer mehr oder weniger glatten Oberflaeche. Wenn man diese nun rundum mit Schlamm bedeckt, was passiert dann? Ich stelle mir vor, es passiert folgendes. Der Schlamm rutscht langsam bis an den untersten Punkt, von wo er runter auf den Boden klatscht, sobald sich genug davon angesammelt hat. Und ist es dabei nicht zu erwarten, dass jene Masse, welche sich zu Beginn auf der Unterseite befunden hatte, zuerst abfaellt? Wenn wir die Landverteilung auf der Erde betrachten, dann scheint sich meine Theorie tatsaechlich zu bestaetigen.

Als erstes haben wir einen landfreien Nordpol. Das ist normal, je nach Glaette der Kugeloberflaeche ist dort auch ziemlich bald kein Land mehr zu erwarten, ein Klumpen Schlamm wuerde sich dort naemlich in einem unstabilen Gleichgewicht befinden. Die Landmassen auf der Suedhalbkugel beschraenken sich auf den suedlichen Teil Afrikas. Der groessere Teil von Afrikas liegt allerdings noch auf der oberen Haelfte der Kugel, und klammert sich zudem an Europa und der Arabischen Halbinsel fest. Da droht also kein unmittelbarer Absturz.
Etwas prekaerer sieht es mit Suedamerika aus, das kann sich nur noch so knapp an Nordamerika festhalten, und muss damit rechnen in geologisch relativ kurzer Zeit weiter Richtung Suedpol zu rutschen, bevor es ebenfalls von der Erde runterfaellt.
Australien ist ein vergleichsweise kleines Stueck und befindet sich vollstaendig auf der Suedhalbkugel. Es muss daher als verloren betrachtet werden. Die Inselwelt in Suedostasien deuten aber darauf hin, dass es frueher einmal ein Stueck Asiens war, dass sich eben abgespalten hat. Weil es so trocken ist, rutscht es etwas weniger schnell, darum ist es noch da.
Die Antarktis zum Schluss, also die Landmasse am Suedpol ist auch zu erwarten, das hat einfach noch nicht die kritische Masse erreicht, um abzufallen.

Warum denn das Wasser nicht abfliesst? Im Chemieunterricht hatte ich einmal gelernt, dass das H2O-Molekuel ein Dipol sei. Elektrostatische Kraefte halten uns also das Wasser zurueck und verteilen es regelmaessig ueber die Erdoberflaeche.

Tja, also Johnny war von meiner Theorie ueberzeugt. Und wenn jemand eine bessere Erklaerung hat, warum auf der Suedhalbkugel weniger Land vorhanden ist, dann bitte, erklaert es mir!

 Baum   

Melaka / 07-05-2007 

Ja, in Malaysia wird viel abgeholzt. Auf der topographisch sehr unfreundlichen Strasse vom Blue Valley nach Gua Musang (siehe Bericht von Melaka) fuhren auch immer wieder mit Baumstaemmen geladene Lastwagen an mir vorbei. Viel Holz wird allerdings illegal geschlagen, und wenn man Zeitungsberichten glauben will, dann arbeitet die Regierung hier auch dagegen an. Das ist schoen.

Schoen ist aber auch, dass hier Baeume nicht nur illegal abgeholzt werden, zuweilen werden sie auch vorbildlich geschuetzt. Ein solches Beispiel steht direkt neben dem KL Tower, ein 421m hoher Kommunikationsturm in Kuala Lumpur, und damit eines der hoechsten Bauwerke der Welt. Direkt daneben steht also ein grosser Baum, und es hat auch ein Schild, welches diesen Baum erklaert. Es ist ein seltener 95-jaehriger Jelutung Baum (Dyera Costulata). Um ihn zu erhalten, steht da, sei die Position des Turmes verschoben worden, und waehrend den Fundamentarbeiten fuer den Turm wurden Schutzpalisaden errichtet, um das Terrain vor dem abrutschen, beziehungsweise den Baum vor dem Umfallen zu schuetzen. Der Schutz dieses einzigen Baumes soll waehrend den Bauarbeiten zusaetzliche Kosten von 430'000 Ringitt (ca. Fr. 140'000.-) verursacht haben.

Da staunt unsereiner, der sich mit hunderten anderen Leuten vergeblich dafuer eingesetzt hatte, etwa 400 Baeume und eine einzigartige Auenlandschaft im Kanton Basel-Stadt vor dem Bau einer fragwuerdigen, vor 30 Jahren geplanten Strasse zu schuetzen. Wenn in Kuala Lumpur der Erhalt eines einzigen Baumes Fr. 140'000.- Wert ist, warum war der Erhalt der Auenlandschaft und des Erholungsgebietes an der Wiese unserer Regierung und den deutschen Bauherren nicht eine etwas teurere Tunnelvariante wert?

Baeume werden aber nicht nur in Kuala Lumpur geschuetzt. In Indien gibt es heilige Baeume, die nicht gefaellt werden duerfen. Somit gibt es, zum Beispiel in Jaipur, eine mehrspurige Strasse, wo mittendrin zwischen den Fahrspuren einer Fahrtrichtung ein Baum steht. Ein Spurwechsel waere da also nicht angebracht. Und auch in der Tuerkei ist so ein Baum mitten auf der Strasse kein Einzelfall. Ein ganz schoenes Beispiel steht mitten in Istanbul unweit der Hagia Sophia, wenn man der Hauptstrasse Richtung Bahnhof folgt. Dort macht sogar die Tramschiene einen Bogen um den alten knorrligen Baum, der mitten auf dieser wichtigen Strasse durfte stehen bleiben.

Wenn ich an all diese Baeume denke, die ich unterwegs gesehen habe, die stehen bleiben durften, da frage ich mich:
Was machen wir nur mit unseren PolitikerInnen, welche sich angesichts von ein paar Strassenbaumaschinen hinter einem alten Staatsvertrag verkriechen, statt sich mit der Unterstuetzung eines nicht ganz so alten internationalen Artenschutzabkommens und einer demokratischen Mehrheit der Bevoelkerung schuetzend vor die Baeume zu stellen?

Ich glaube, wir brauchen ein internationales Tribunal fuer Verbrechen gegen die Natur und die Umwelt. Ein Tribunal, welches aufgrund von Artenschutzabkommen und anderen Umweltgesetzen und Vertraegen Politiker und Firmenchefs in die Pflicht nehmen und bestrafen kann.

Eigentlich schade, dass es so etwas braucht, aber wenn der Schutz von Baeumen und der Respekt vor der Umwelt keine Selbstverstaendlichkeit mehr ist...

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